Georg Schaible, geboren am 22.02.1907 in Klosterreichenbach als einziges Kind seiner Eltern, die dort einen Eisen- und Kolonialwarenladen betrieben.
Nach dem „Einjährigen“ in Freudenstadt absolvierte er eine kaufmännische Lehre und besuchte die Handelsschule in Calw.
Sein Großvater Heinzelmann, Schlosser und Schmied und damals Schultes in Klosterreichenbach, unterstützte den Wunsch des Enkels, Kunstmaler zu werden, und so war er von 1927 bis 1932 zur Ausbildung an der Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren Waldschmidt und Kolig, zuletzt als Meisterschüler Koligs, Mitglied der Neuen Stuttgarter Sezession.
1933 ermöglichten ihm mäzenatische Freunde seiner Bilder in Verbindung mit staatlichen Mitteln eine längere Reise nach Italien und Sizilien. Im südlichen Licht wurde das Aquarell eines seiner zukünftigen HauptausdrucksmitteL Er beherrschte es mit lebendiger Leichtigkeit.
Zurück in der Heimat wurde es zunehmend schwieriger, Ausstellungsmöglichkeiten zu finden.
Nach einer Ausstellung im Kunstverein Karlsruhe, 1934, erhielt er – trotz anfänglicher Zusagen – vom Kunstverein Ulm und einer renommierten Stuttgarter Privatgalerie Absagen. Man könne es „nicht mehr riskieren, seine Arbeiten zu zeigen“. Auch an seinem Geburts- und Wohnort Klosterreichenbach geriet er zunehmend in Isolation, denn sensibilisiert durch Mussolinis Italien beurteilte er die politische Entwicklung in Deutschland kritisch und machte aus seiner Meinung keinen Hehl. ln der Folge durchsuchte die SS seine Wohnung und sein Atelier im elterlichen Haus. Derweil hielten zwei SA-Männer mit aufgepflanzten Bajonett Wache vor der Haustüre.
1940 wurde Schaible zur Wehrmacht eingezogen und war Soldat in Frankreich, wo er jede freie Zeit zu künstlerischer Arbeit nutzte. Es entstanden viele Tuschezeichnungen, einige Aquarelle und kleinere Ölbilder.
Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 schwerkrank heim und musste danach immer wieder Monate und Jahre in Sanatorien und Krankenhäusern verbringen. Der Aufforderung Paul Kälberers, an der Bernsteinschule zu unterrichten, konnte er nicht folgen.
Um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie bestreiten zu können, führte er, zusammen mit seiner Ehefrau, den Eisen- und Kolonialwarenladen seiner Eltern weiter. Für Kunst interessierte sich damals niemand. Ein Laib Brot war unendlich viel wichtiger.
Dennoch stellte er in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Öhringen, Heilbronn, Reutlingen, Stuttgart und Freudenstadt aus.
1957 gründete er mit Gleichgesinnten die Künstlergemeinschaft „Das Quadrat“. Als einer der führenden Köpfe der Vereinigung gestaltete er über Jahrzehnte das künstlerische Leben des Landkreises Freudenstadt ganz wesentlich mit.
Von 1958 bis 1975 war er als Kunsterzieher an verschiedenen Gymnasien des Kreises angestellt.
Manche seiner ehemaligen Schüler erzählen, wie lebendig er ihnen das künstlerische Sehen erklärte und den einen oder anderen auch zum Studium an der Kunstakademie ermutigte und entsprechende Ratschläge erteilte.
Seine Zeichnungen, Aquarelle, Öl- und Acrylbilder sind dem expressiven Realismus zuzuordnen. Ab den Sechziger Jahren entstanden Kugelschreiberzeichnungen, ein Medium, das im Strich weniger expressiv wirkt als eine Rohrfederzeichnung, dafür oft sehr viel Atmosphäre ausstrahlt. Zwar zeigt sich Schaible stets allem Neuen gegenüber offen, sein künstlerisches Wollen und Schaffen waren indes immer unbestechlich und unumstritten und niemals auf das Erzielen von Effekten angelegt.
Nach dem Tode seiner Frau, 1995, versiegte seine Schaffenskraft allmählich. Er lebte zunehmend zurückgezogen und verstarb am 22. Juni 2007 in seinem Elternhaus in Klosterreichenbach.